Schlaraffenland (Land of milk and honey)

Competition for a self service Restaurant at Marie-Elisabeth-Lüders-Haus of Deutscher Bundestag, Berlin, 2010

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152 Suppenteller (Keramik, ø 32 cm, Tiefe 5 cm) werden so in die Wände eingelassen, dass nur die Unterseite sichtbar bleibt. Auf der Bodenfläche befinden sich 152 unterschidliche Motive, die aus einem fahnenartigen Element und einem darübergelegten Symbol gebildet werden.

Die Arbeit zieht sich über vier Wände (vergl. Darstellung auf Ansichtsblatt Din à 0: Wandflächen A,B,D,E). Die Teller sind in vier Reihen übereinander angeordnet, die oberen Wandflächen des Raumes für Besuchergruppen bleiben frei. Dort wird die Rasterstruktur aber durch Löcher (ø 4,5 cm, Tiefe ca. 2 cm) optisch fortgesetzt. Wandfarbe: creme-weiß.

Formaler Ausgangspunkt für die Arbeit ist die Rasterstruktur, die die Löcher der Schalungsanker auf den Sichtbetonflächen des Gebäudes innen und aussen hinterlassen haben (Abstand vertikal 80 cm, horizontal 105 cm). Die Abstände der Teller sind an diesem Raster ausgerichtet, ebenso die Rasterlöcher in den oberen Wandpartien der hinteren Gastraumes. Die Rasterstruktur setzt sich in der Betonstirnwand des Hofes im Aussenbereich fort und bezieht diese so in die Arbeit mit ein. Dadurch werden Hof und Innenraum aufeinander bezogen.

Den inhaltlichen Ausgangspunkt bildet die überlieferte repräsentative Ausstellung von Geschirr in historischen Speiseräumen – von den Schaubuffets barocker Schlösser  bis hin zu den Wandborden großbürgerlicher Küchen.  Hier wie dort eine Demonstration des herrschenden Wohlstandes. Die Arbeit „Schlaraffenland“ greift diesen Topos auf und zeigt in diesem Sinn die Möglichkeiten, die uns der Überfluss wie selbstverständlich bietet. Nur zeigen die Teller an diesen Wänden mit der Rückseite auf die Menschen im Raum und verweisen damit gleichzeitig auf den Mangel an Wohlstand und das darin enthaltene Konfliktpotenzial. 

Jeder Teller wird anders gestaltet. Die Motive der Teller setzen sich jeweils aus einem flaggenartigen Element, das sich in Aufteilung und Farbgebung an realen Fahnen orientiert (ein bis vier Farben), aber keine tatsächlich existierenden Fahnen zeigt, und einem darüber liegenden Zeichen zusammen. Diese Zeichen orientieren sich in der Gestaltung an Emblemen, Pictogrammen, Symbolen und Kennzeichnungsmarken. Inhaltlich sind sie mehrdeutig und sollen einen Bogen von den sozialen, ökologischen und ökonomischen, bis hin zu soziologischen Aspekten von Nahrung spannen – essen im Spannungsfeld zwischen existenziellem Konflikt und gemeinschaftsstiftenem Ritual.

 

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Löcher der Schalungsanker auf Betonwänden, M.-E.-Lüders-Haus
Historisches Schaubuffet, Stadtschloss Berlin