Das Bernsteinzimmer, 1996-98

Die Serie Das Bernsteinzimmer ist von barocken Wandgestaltungen abgeleitet. Sie sind Ausdruck einer Utopie, eines Idealbildes, das sich der Mensch von seinem Lebensumfeld macht. Darüber hinaus soll dieses Umfeld das eigene Leben aber auch in einen übergeordneten Sinnzusammenhang stellen und ihm dadurch Bedeutung, Heimat -auch Sicherheit- in der Welt geben. Eine Möglichkeit dieses Heimatgefühl zu thematisieren, besteht in der Verwendung vertrauter -in diesem Fall historischer- Formvorgaben als Ausgangspunkt.


Jede Arbeit setzt sich aus mehreren Einzelelementen (Bildfeldern, 
Rahmenteilen, Leisten, Paneelen, etc.) zusammen.
 Sie zeigen emblematische und ornamentale Motive,
die in einer lockeren, assoziativen, nicht unbedingt 
logischen Beziehung zueinander stehen und dadurch ein offenes Geflecht bilden. Die einzelnen Tafeln werden mit einem Abstand so 
vor der Wand angebracht, als seien sie Fragmente oder Musterelemente, die man auch zu einem umfassenderen System erweitern könnte. Die Einzelteile sind in verschiedenen Techniken ausgeführt, die traditionell für die Gestaltung von Räumen verwendet wurden. Nicht alle gelten heute als kunstwürdig, wie zum Beispiel Holz- Intarsien, Hinterglasmalerei, Stuckmarmor (Scagliola).


Das Bernsteinzimmer, VI
1998

"Auch in das fünfteilige, wie ein alter Behördenflur zweifach farblich aufgeteilte Tableau "Bernsteinzimmer, Teil 6" sind zahlreiche Parallelgeschichten eingegangen: Dieses Bild entstand nach einem sommerlichen Besuch in Auschwitz, einem Ort, der nach 50 Jahren mit vielem überlagert ist, was die Erfahrung der einstigen Schrecken nicht gerade deutlicher macht. Und so kombinierte Wolf von Waldow auf diesem Antiillusionsbild ein Bibelzitat mit der sauberen Ordnung von Hitlerbriefmarken und dem Logo des Arbeitsamts zur Warnung vor neuen totalitären Horizonten, fügte den Fluchttraum der tropischen Insel hinzu, integrierte darin noch Assoziationen an Ökobewegung und Atomkraft und garnierte das Ganze schließlich mit dem Emblem einer mißverstandenen Revolution von Terroristen. ...So kippt die Fülle totalitärer Wunschhorizonte um in den humanen Appell, sich ihrer tödlichen Vergeblichkeit bewußt zu sein."

Hajo Schiff (Auszug aus Katalog: "15 Jahre Foyer für junge Kunst. Vereins und Westbank")

Johann Drentwett: Groteskensaal im Unteren Belvedere, Wien, nach 1714
Paul Decker: Auffriß einer Seyte des Vorgemachs vor dem Audienz Zimmer, aus Fürstlicher Baumeister oder Architectura civilis, 1711-16