Konventionsschmuckstücke

Pforzheim, 1988 – 1989

für meinen Vater

"... Anfangs habe ich immer Schmuck für mich gemacht, also Männerschmuck. Das war Teil meiner Identitätsfindung, der Auseinandersetzung mit Männerbildern, die in unserer Gesellschaft gültig sind, mit meiner persönlichen Rolle als Mann, besonders als schwuler Mann. Was gilt als schön? Was gilt als männlich? Wie beurteile ich mich selbst? Wie abhängig bin ich von Konventionen? Ausgehend von diesen Fragen habe ich dann lange mit konventionellen Männerschmuckformen gespielt: Einstecktücher, Krawatten, Fliegen."

aus: Das geschmückte Geschlecht, Interview mit Tim Schleider in MAGNUS 7/93

Studienarbeiten

Hamburg, 1990 - 1991


"... Schmuck ist ja ein ausgesprochen interessantes kulturhistorisches Phänomen. Man verändert die eigene Erscheinung mittels zusätzlicher Objekte – eigentlich eine ganz absurde Idee. Diese Dinge wirken als Zeichen am Körper, durch die gesellschaftliche Differenzierung sichtbar wird. Der Mensch spielt mit seiner Ausstrahlung. Heute geschieht das vor allem mit Mode. Wenn ich Turnschuhe und Jeans anziehe, dann geb ich mir ein sportliches, jugendliches, lockeres Image. Anders, wenn ich einen Anzug trage. Mit Schmuck kann man ganz ähnliche Sachen machen. Wobei das eine absolute Gratwanderung ist: Einerseits will man das Individuelle Herausstreichen. Andererseits muß man aber bestimmte Konverntionen beachten, sonst grenzt man sich aus."

aus: Das geschmückte Geschlecht, Interview mit Tim Schleider in MAGNUS 7/93