Geschenkpapier. Funktion,Entwicklung, Ästhetik.

Schriftliche Diplomarbeit im Fachbereich Industrial Design, HfbK Hamburg, Hamburg 1992

 

Bei Interesse kann die vollständige Arbeit als PDF unter wolf@vonwaldow.de für 20,00 € bestellt werden.

 

"Erste bekannte Beschäftigung mit dem Thema Geschenkprpier ist: von Waldow, Wolf: Geschenkpapier. Funktion, Entwicklung, Asthetik. Schriftliche Diplomarbeit im Fachbereich lndusrrial Design an der Hochschule für bildende
Künste Hamburg. Hamburg, 1999."

Fußnote 5 in: Susanne Feldmann, Dominik Wunderlich: Eingewickelt. Über Papier, Schenken und Geschenkpapier
Ein Asstellungsprojekt am Museum der Kulturen Basei.
In: Arbeitskreis Bild Druck Papier - Tagungsband Nürnberg 2009

 

Auszug:

Inhaltsverzeichnis


    1. Einleitung
    2. Zur Soziologie des Schenkens
        2.1.     Allgemeines
        2.2.     Die Bedeutung des Schenkens in archaischen Gesellschaften
        2.3.     Schenken in den historischen Gesellschaften Europas
        2.4.     Schenken in der heutigen Gesellschaft
    3. Die Präsentation und die Übergabe des Geschenks
        3.1.     Die Geschenkübergabe als Ritual
        3.2.     Das Verpacken des Geschenks
    4. Zur Geschichte des Geschenkpapiers
        4.1.     Die Geschichte der Papierherstellung
        4.2.     Zur Funktion der Verpackung
        4.3.     Die Rolle des Papiers für Verpackungen
        4.3.1.   Verpackungen von Waren bis zum 19. Jahrhundert
        4.3.2.   Papierverpackungen in der Zeit der Massenproduktion
        4.3.3.   Buntpapier
        4.3.4.   Vom Einwickelpapier zum Geschenkpapier
        4.3.5.   Geschenkpapier nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Firma Hallstrick bei Euskirchen
        4.3.6.   Geschenkpapier in den Jahren zunehmender Ästhetisierung der Gesellschaft
    5. Drei Beispiele aktueller Geschenkpapierproduktion
        5.1.     Firma Susy-Card, Bargteheide
        5.2.     Firma Richard Paintner, Neuried    
        5.3.     Firma Waltraut Bethge Papiere, Hamburg
    6. Zusammenfassung
    7. Kurze Erläuterung der Drucktechniken
    8. Literatur
        8.1.     Veröffentlichungen nach 1992
    9. Sammlungen
    10. Abbildungsnachweis
    11. Anhang: Geschenkpapiere von bildenden Künstlern

 

1. Einleitung
Nichts scheint uns natürlicher, als Dinge, die wir anderen schenken möchten in Papier zu verpacken. Zwar wird oft Kritik an den Anlässen, am Zwang zum Schenken geübt und an eine als selbstverständlich vorausgesetzte ursprüngliche Bedeutung der Freiwilligkeit und Lauterkeit des Schenkaktes gemahnt, die Übergabeform aber, die Präsentation des Geschenks wird niemals in Frage gestellt. Auf das Überraschungsmoment des Auspackens möchten weder Schenkender noch Beschenkter gern verzichten. Im Gegenteil! Trotz gesteigerten Umweltbewusstseins ist gerade in den westlichen Industrienationen in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ein enormer Boom des Marktes für individuelle Verpackungen zu verzeichnen.
Läden, die auf die Verpackung von Geschenken spezialisiert sind, gibt es in jeder größeren Stadt. Die Papeterieabteilungen der Kaufhäuser besitzen Verpackungsboutiquen, in denen der Kunde neben dem herkömmlichen Papier, Band und Klebeband, auch noch eine unübersehbare Auswahl an Accessoires findet – von fertig gebundenen Schleifen über gepresste Pappetiketten und bunte Aufkleber (Sticker) bis zu Stoffblumen. Es gibt sogar private Kurse, in denen das »richtige«, kreative Einpacken gelernt werden kann. Dabei hat die künstlerische Vielfalt und Qualität des Geschenkpapiers sehr zugenommen.
Ziel dieser Arbeit ist es, nicht nur zu zeigen, dass Geschenkpapier ein Indikator unseres Wohlstands und unserer ästhetischen Vorstellungen ist, sondern auch Produkt einer langen historischen Entwicklung. Dabei musste ich zu meiner Überraschung feststellen, dass bisher weder die Übergabeformen von Geschenken noch das Geschenkpapier selber nennenswert untersucht worden sind.
In der volkskundlichen Literatur über entsprechende Anlässe (zum Beispiel Weihnachten oder Geburtstag) fehlen Angaben über die Formen der Geschenkpräsentation. Es ist daher recht problematisch, sich ein Bild über die historische und künstlerische Entwicklung zu machen. Alte Produzenten existieren meist nicht mehr, und auch Musterbücher sind nur zufällig und verstreut erhalten.
In Papiersammlungen, öffentlichen wie privaten sind kaum Geschenkpapiere vorhanden, und sie scheinen auch nicht als sammlungswürdig zu gelten. Dies mag mehrere Gründe haben. Von Design-Historikern wird Geschenkpapier nicht beachtet, weil es zu sehr für einen (eingeschränkten) individuellen Gebrauch bestimmt ist, somit keinen unmittelbaren Einfluss auf das heutige Erscheinungsbild der industriellen Massenverpackung ausgeübt hat. Buntpapiersammlern wiederum ist das Geschenkpapier wohl zu sehr Massenware, zu schnelllebig. Ihm fehlt oft die handwerkliche Gediegenheit und sicher oft auch die künstlerische Ausgereiftheit, die die zu längerem Gebrauch bestimmten Buntpapiere auszeichnet. Darüber hinaus ist Geschenkpapier, anders als Einband- und Vorsatzpapier oder Papiere zum Ausschlagen von Schränken, Koffern oder Kästchen nicht auf einem festen Trägermaterial befestigt oder aufgeklebt. Es erfährt dadurch also keine zusätzliche Stabilisierung. Zusammen mit der oft minderwertigen Papierqualität trägt dies alles zu einem sehr schlechten Erhaltungszustand, gerade älterer Blätter bei. Geschenkpapier ist also ein echtes Verbrauchsprodukt.
Aus diesem Grund kann ich im Rahmen dieser Arbeit nur einen Überblick über die Entwicklung des Geschenkpapiers und über die Sitte des Einpackens geben. Es war mir zunächst einmal wichtig den Rahmen einer solchen Untersuchung abzustecken, entsprechende Fragen zu stellen und mögliche Antworten zu finden. Viele Fragen mussten dabei jedoch zwangsläufig unbeachtet bleiben. Darüber hinaus musste ich mich aus organisatorischen Gründen auf (West)Deutschland beschränken, obwohl entscheidende Impulse gerade nach dem Zweiten Weltkrieg sicher aus dem britischen und US-amerikanischen Raum kamen.
Abschließend möchte ich anhand ausgewählter Orginalpapiere drei zeitgenössische Firmen mit ihren Konzepten vorstellen. In einem Anhang folgen Erläuterungen zu den Drucktechniken.