Domus Transitoria
Wettbewerbsbeitrag für temporäres Kunstprojekt Bahnsteig U2, Alexanderplatz, Berlin 2004
Der Bahnhof ist ein öffentlicher Ort, ein Durchgangsort, ein Ort an dem man sich eher unfreiwillig aufhält. Er bietet darum nur das absolut Notwendige, jedoch nichts zum längeren Verweilen, zum Wohlfühlen. Im Gegensatz zum privaten Raum, als einem Ort des Rückzugs, des Bleibens, des Schutzes, der Heimat.
Um diesen transitorischen Charakter des Bahnhofs herauszuarbeiten, werde ich Elemente hinzufügen, die eigentlich in ein privates, also Wohlfühl-Umfeld gehören: kleinteilige Flächenornamente, wie man sie auf Tapeten und Stoffen findet. Sie sollen die Flächen der Werbetafeln an den Seitenwänden bedecken, die wie Polster mit bedruckter PVC-Folie bezogen werden, einem Material, das auch für die Sitze in U-, und S-Bahnen verwendet wird.
Die Motive entstehen auf Grundlage von Pictogrammen der BVG durch Aufbrechen, Herauslösen und Neukombination einzelner Elemente, die durch zusätzliche Motive erweitert werden. Die zunächst leicht verständlichen Zeichen bleiben dabei zwar für sich genommen immer noch lesbar, verlieren aber ihre Eindeutigkeit. Ihre Bedeutung kann sich ins Gegenteil verkehren. Sie sind so angelegt, dass sie erst aus der Nähe erkennbar werden – im Gegensatz zu den auf Fernwirkung bedachten Werbemotiven, die man normalerweise dort erwartet.
Der Titel öffnet die Perspektive auf einen der ersten Baukomplexe der Architekturgeschichte, der ausdrücklich als Durchgangsort gedacht war: die Domus Transitoria im Palast des Nero in Rom.